Es sind Antworten. Sie kommen, ohne dass ich die Frage gestellt habe. Etwas gestaltet sich aus dem Innersten – wenn man in seinem Innersten angekommen ist. Es braucht Raum, Aufmerksamkeit, Zeit. Nebel lichtet sich. Es entstehen Bilder, Werke. Werke die wirken.

Über mich. Wie alles begann.

Ich war schon immer „das Mädchen mit der blühenden Fantasie“. Es waren Bilder, die meine Welt berührten, mein Innerstes, meine Seele. Und auch meinen Geist. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich sogar Ereignisse, Begebenheiten, Situationen und Vorgänge in laufenden Bildern abspeicherte. Einfach so.

Als Kind war ich hingezogen zum Besonderen, zum etwas Anderen. Ich war sehr eigenwillig, aber auch unglaublich ideenreich. Eben weil ich sofort Bilder hatte: von unzählbaren Möglichkeiten, von dem, etwas zu vervollständigen, zu verändern, zu entwirren, aufzulösen. Oder einfach möglich zu machen.

Von Gaben, Talenten, und was daraus werden kann.

Das Feingefühl für Menschen und Stimmungen war stets mein stiller Begleiter. Ich hatte keine Ahnung, dass daraus später mein Beruf werden würde. Ich beobachtete Menschen, was sie sagten, was sie taten, wie sie sich bewegten, was dabei herauskam und wollte den Dingen immer auf den Grund gehen.

Oft wurde ich angesprochen: „Juliane, bitte schau doch nicht so.“ Ja. ich schaute im Außen und schon entstand im Inneren ein Schlüssel-Bild von dem was ich sah. Zu dieser mir damals noch unbewussten Wahrnehmungsgabe reihten sich Gefühl und Gespür für das Hinter dem Dahinter.

Die große weiße Fläche. Und wie sich Berge versetzen.

Ich malte also meine Bilder und war noch keine 14 Jahre, als ich die erste Wand als Fläche zum Malen bekam. Damals sagten meine Eltern zu mir – ich war das älteste von acht Kindern -: „Schau mal Juliane, diese ganze Wand gehört Dir“. Es gab in diesem Moment für mich nichts Schöneres in meiner Welt.

Dieses Vertrauen in mich war so groß, als könnte ich Berge versetzen. Ein unglaublich starkes und prägendes, von meinen Eltern ausgelöstes Lebensgefühl. Mein Vater fuhr mit mir extra in ein Fachgeschäft für Künstlerbedarf. Ich sehe uns heute noch vor mir. Gemeinsam füllten wir den Einkaufswagen mit allem, wonach sich mein kindliches Künstlerherz sehnte. Wieder daheim machte ich mich sofort ans Werk.

Bis heute liebe ich große Flächen und diese beinahe schon heilige Stille, die sie ausstrahlen. Mich geleitet zu fühlen, bald schon das zu sehen, was noch unsichtbar ist. Das mit mir alleine sein vor der Leinwand.

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